An der Universität Salzburg gibt es von 11. Oktober bis 24. Jänner 2024 eine Ringvorlesung zum Alternativen Nobelpreis. 
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Der „Right Livelihood Award“ (RLA) ist eine Hommage an Menschen, die weltweit für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit kämpfen. Und dies meist unter schwierigsten Bedingungen. Leopold Kohr erhielt ihn vor 40 Jahren.

Was die bisher 190 Preisträger:innen aus 74 Ländern der Erde alles auf die Beine gestellt haben, ist extrem spannend und oftmals geradezu unglaublich. So konnte Shrikrishna Upadhyay (Preis 2010) mit seiner Organisation „Support Activities for Poor Producers of Nepal” Hunderte von Wassersystemen, Straßen und Schulen bauen. Hannumappa Sudarshan (Preis 1994) wiederum stärkte mit ganzer Kraft indigene Stämme in Indien. In Österreich wies der Publizist und Zukunftsforscher Robert Jungk (Preis 1986) beharrlich auf die Gefahren unserer Zivilisation hin, und Bischof Erwin Kräutler (Preis 2020) ist für seinen unermüdlichen Einsatz etwa zur Rettung des Amazonas-Regenwaldes ein starker Fels in der Brandung. Der aus Salzburg stammende Philosoph Leopold Kohr (1909-1994) war 1983 der erste Österreicher mit diesem Preis gewesen. Für ihren Schirmherrn der „Leopold Kohr-Akademie“ und des Vereins TAURISKA in Neukirchen am Gr.Ven. organisieren die Geschäftsführer Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter zu diesem 40-jährigen Jubiläum gemeinsam mit dem Historiker und Kohr-Archivar Ewald Hiebl eine Ringvorlesung an der Salzburger Universität. Sie findet unter dem Titel „Der ‚Right Livelihood Award‘ und seine Geschichte“ wird von Oktober bis Jänner 2024 (jeweils mittwochs von 17.15 bis 18.45 Uhr) im Haus der Gesellschaftswissenschaften (Hörsaal 381) statt.

Interessante Gastredner:innen sowie Online-Zuschaltungen

Die Vötters haben gemeinsam mit dem ehemaligen Manager für Sonderprojekte, Alfred Winter, seit 1998 ein gutes Netzwerk mit der Stockholmer „Right Livelihood Foundation“ und ihrem Gründer und Preisstifter Jakob von Uexküll aufgebaut. Man holte aktuelle Preisträger:innen nach Salzburg, die ihre Projekte schilderten und außerdem an Tagungen, wie dem Friedenssymposium im Pongau im Jahr 2000, teilnahmen. 2001 besah sich etwa der chilenische Ökonom Manfred Max-Neef mit viel Interesse u.a. das Ökokulturprojekt „Teufelsgraben“ in Seeham. Der Erfinder der „Barfuß-Ökonomie“ und engagierte Umweltschützer war – wie Kohr – 1983 mit dem RLA bedacht worden. Als guter Freund Kohrs schätzte er auch dessen Thesen und seinen Appell zur „Rückkehr zum menschlichen Maß“. Max-Neef ist 2019 verstorben, doch die „Manfred Max-Neef-Foundation“ in Chile führt barfußökonomische Projekte in seinem Sinne weiter. Am 22.11. wird Patrick Thomas Kletzka als Gastvortragender nach Salzburg kommen. Er setzt in den Slums von Nairobi (Kenia) das Max-Neefs Vermächtnis um. Der heutige Direktor der „Right Livelihood Foundation“, Ole von Uexküll, wird bei der ersten Vorlesung am 11. 10 eine Grußbotschaft an die Salzburger Hörer:innen richten. Am 18.10. ist dann die schwedische Umweltaktivistin Helena Norberg-Hodge virtuell am Zug. Sie hat 1986 den RLA erhalten und ist Gründerin der „International Society for Ecology and Culture“. Diese befasst sie sich mit dem Schutz biologischer und kultureller Vielfalt auf der Erde. Am 13.12. online zugeschaltet werden die Vertreter des Kollektivs „Cecosesola“ (Preis 2022). Ihre Initiative erwirkt in Venezuela eine gerechtere Alternative zu profitorientierten Wirtschaftsmodellen, indem sich Genossenschaften aus einkommensschwachen Regionen zusammenschließen. Am 10. 1. nächsten Jahres ist dann einer online dabei, der sich mit Völker- und humanitärem Recht besonders gut auskennt: Neshan Gunasekera aus Sri Lanka wird zum Thema „Earth Trusteeship“ referieren und das Erbe des srilankischen Preisträgers Christopher Weeramantry (RLA 2007) präsentieren. Die deutsche Gynäkologin und Preisträgerin (2008) Monika Hauser wird sich am 24.1. dazuschalten. Sie hat Tausende Überlebende sexueller Gewalt in Kriegsgebieten behandelt. Dies gemeinsam mit Kolleginnen, unter oft großen Risiken der eigenen Sicherheit.

Stefan Wally wird am 15.11. über Robert Jungk sprechen, und Alfred Winter am 25.10. die enge Beziehung Salzburgs zum Right Livelihood Award. Am 17.1.2023 wird Wolfgang Heindl über das Leben und Werk von Bischof Erwin Kräutler reden. Daneben werden weitere Preisträger:innen, unter ihnen Wangari Maathai bis Greta Thunberg, präsentiert.

Rückblick: Von der Briefmarkensammlung zur weltumspannenden Idee

Jakob von Uexküll hat, so heißt es, seine wertvolle Briefmarken-Sammlung verkauft und sodann 1980 seine Stiftung für den RLA gegründet. Dieser wird jährlich im schwedischen Parlament in Stockholm vergeben und zeichnet sehr unterschiedliche Beiträge zum Wohle der Welt aus. Der Preis bringt oftmals einen Stein ins Rollen, weil durch ihn Wissen und Erfahrungen der Preisträger:innen einer breiten Öffentlichkeit bekannt werden. Alle prämierten Ideen eint die Vision der Humanität und der Verpflichtung, unseren Planeten zu bewahren und zu schützen. Über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des RLA wird am 8.11. Stiftungs-Vorstandsmitglied Reinhard Loske einen Gastvortrag halten und besonders darüber, „warum die Sichtbarmachung von Mut und Gestaltungswillen einen Beitrag zur ökologisch-sozialen Transformation leisten kann“.

Übrigens: Die diesjährige Preisverleihung des RLA am 29.11. ab 18 Uhr wird im Rahmen dieser Ringvorlesung live an der Universität übertragen.

Text: Christine Schweinöster