Leopold Kohr-Preis 2016

Am Mittwoch, 5. Oktober 2016 nahm einer der bedeutendsten deutschen Wachstumskritiker, Prof. Dr. Niko Paech, in der Aula der Universitätsbibliothek Salzburg, den Leopold Kohr Preis 2016 entgegen. Dieser Preis wird alle drei Jahre von der Leopold Kohr Akademie für soziale, kulturelle und ökonomische Projekte verliehen, in denen die Philosophie Leopol Kohrs erkennbar ist:

1. Das menschliche Maß: Überschaubarkeit, Nachhaltigkeit, Weltoffenheit…
2. Entwicklung: Eigenständigkeit, Selbstachtung, Selbstversorgung…
3. Entschleunigung: Gelassenheit, Achtsamkeit, Gemeinsinn…

„Wir müssen die Welt vom Wohlstandsmüll entrümpeln“
Kohr-Preisträger Niko Paech ruft zum Verzicht auf – Feier 30 Jahre TAURISKA in der Salzburger Universitätsbibliothek.

Mit rund 100 geladenen Gästen wurde Mittwoch abend in der Aula der Universitätsbibliothek Salzburg das 30jährige Jubiläum des Vereins Tauriska sowie der Leopold Kohr-Akademie in Neukirchen/Gr.Ven. gefeiert. Deren Geschäftsführer Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter, Vorstandsmitglied Günther Nowotny sowie Kohr-Legator Alfred Winter vergaben dabei auch den diesjährigen Leopold-Kohr-Preis. Dies an den deutschen Volkswirt und Wachstumskritiker Niko Paech, der in seiner Rede zum aktiven Verzicht aufrief. Die Welt müsse vom „Wohlstandsmüll entrümpelt“ werden. Eine radikale Reduzierung materieller Ansprüche wäre kein Mangel sondern ein Gewinn. Das betonte der Verfechter der „Postwachstumsökonomie“ – eines Wirtschaftssystems, das nicht auf Wachstum sondern auf einen Wandel des Lebensstils, der Versorgung und Produktion setzt. Es würde deutlich weniger Ressourcen verbrauchen, wäre insgesamt stabiler und ökologisch verträglicher. Es würde außerdem viele Menschen entlasten, denen „im Hamsterrad der materiellen Selbstversorgung schon ganz schwindlig wird“.
Genau wie einst der aus Salzburg stammende Philosoph Kohr müsse man stets fragen: „Was ist das Menschendienliche?“, meinte der Preisträger, seit kurzem Lehrbeauftragter an der Universität Siegen.

 

Den mit 10.000 Euro dotierten Preis hat der international erfolgreiche Holzbau-Unternehmer Erwin Thoma aus Goldegg gestiftet. Er sei einst von Kohr geistig inspiriert worden, seinen eigenen, nachhaltigen Weg zu gehen, betonte der Erfinder der Vollholz-Bauweise „Holz100“.

Die Laudatio auf den Preisträger hielt der Berliner Van Bo Le-Mentzel und damit ein Mann, der durch seinen Einfallsreichtum in Sachen „erzwungener“ Selbstbegrenzung bekannt geworden ist: Der Architekt hat „Hartz IV-Möbel“ zum Selberbauen entworfen und eine „100-Euro Mietwohnung“ konstruiert. Paechs Konsequenz, sein Denken auch selbst zu leben, sich zum Beispiel nicht von den digitalen Medien vereinnahmen zu lassen, mache Mut, so Le-Mentzel.

Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn beglückwünschte in seiner Festrede Alfred Winter – den einstigen „kompetenten Geburtshelfer“ von Tauriska und Kohr-„Wiederentdecker“ – sowie das Ehepaar Vötter für ihre „qualitätsvolle und gesellschaftspolitisch relevante Kulturarbeit“.

Die Vötters hätten die „besondere Gabe“, Menschen in ihrem Tun zu bestärken. Dabei bewiesen Sie Einfallsreichtum, die Fähigkeit zu Kommunizieren und Hartnäckigkeit. Es sei eine große Ehre, den Nachlass Kohrs an der Universität verwalten zu dürfen, betonte Rektor Heinrich Schmidinger. Das Gedankengut dieses „Mahners“ sei bei der heutigen globalen Entwicklung wichtiger denn je.

Musikalisch durch das Programm führte das junge Trompetentalent Lorenz Widauer gemeinsam mit Clemens Windtner (Drums) und Justus Böhm (Bass).

Den Leopold-Kohr-Preis für soziale, kulturelle und ökonomische Projekte hatte Wissenschaftsminister Johannes Hahn anlässlich des 100. Geburtstages des Philosophen Kohr (1909-1994) ins Leben gerufen. 2010 war er erstmals an Friedensforscher Dieter Senghaas verliehen worden. 2013 ging er an Claus Biegert für sein Lebenswerk gegen die Folgen der Anwendung nuklearer Technik.

 

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